Echecs à Paris

Paris ist eine Reise wert, so sagt man. Die meisten Menschen fahren nach Paris, um sich den Eiffelturm, Sacré-Cœur, Notre-Dame oder die Mona Lisa im Louvre anzuschauen. Ich bin in diese atemberaubende Metropole gereist, um Schach zu spielen.

Na ja, eigentlich hatte ich einen Anwendungsfall für meine französischen Sprachkenntnisse gesucht und gefunden. Vorbereitet habe ich mich mit Jesús de la Villa, „Les 100 finales qu’il faut connaître“ und Duolingo. Tagsüber wollte ich in den Jardin de Luxembourg gehen, wo Franzosen Schach spielen, und für den Freitag Abend war im Café East Bunker ein Schnellschachturnier angesetzt.

Le Jardin de Luxembourg

Beeindruckend, aber für Schachspieler eher nebensächlich

Das französische Pendant zum Frankfurter Bethmann-Park ist deutlich größer, schöner und bietet einen regengeschützten Bereich mit wunderschönen Schachtischen. Die Schachspieler selbst sind zahlreicher und im Durchschnitt wahrscheinlich einen Tick stärker als bei uns.

Schöne Schachtische und viele Spieler
Künstler portraitieren Schachspieler

Nachdem ich die ersten Kontakte erfolgreich geknüpft hatte und mich in den Kreis der Spieler einreihen konnte, gewann ich fast alle Partien und lernte schnell die wichtigsten französischen Schimpfwörter.

Blitzschach im Jardin de Luxembourg
Regengeschützt Schach spielen

Wie bei uns auch, sind die meisten Park-Spieler geübte Zocker, denen mein positionell geprägter Beton-Spielstil eher missfällt. Es war wirklich nett mit den galanten französischen Schachspielern und die Zeit im Park verging wie im Flug.

Meine ‚Stamm‘-Gegner
Größer als der Bethmann-Park

Im Park selbst sind wie bei uns auch unterschiedlichste Typen vertreten: Quasselstrippen, Sprücheklopfer, Schnelldenker und auch Menschen, denen der Park wahrscheinlich sozialen Halt gibt. Im Gegensatz zum hohen Bierkonsum bei uns, holt der gestrandete französische Schachsspieler  den lederüberzogenen Flachmann aus dem Sakko.

Parlez Français!

„C’est nulle!“ („Das ist Remis!“) war einer der häufigsten Sätze, die ich neben allgemeinen Flüchen am häufigsten gehört habe. Doch oftmals ging dieser „Ergebnis-Wunsch“  in vermeintlich ausgeglichenen Stellungen nicht in Erfüllung.

Die wahrscheinlich stärksten Spieler im Park

Mein rudimentäres Französisch und die Fähigkeit die Püppchen halbwegs ordentlich übers Brett bewegen zu können, waren eigentlich der Türöffner. Sobald ich ein paar evtl. sinnvolle Kommentare auf Französisch abgegeben hatte („Ce n’est pas nulle!“), redeten die Pariser als ob ich alles verstehen würde.

298e Tournoi Rapide

Mein persönliches Highlight war das Schnellschach-Turnier (10 Min.) des Club d’échecs du Canal St Martin. Da ich mit kleineren Päuschen von Mittag bis Mitternacht Schach gespielt habe, war die Performance (Ergebnistabelle) ok.

Brett 1 beim Schnellschachturnier

Leider setzte ich gegen den sehr sympathischen Sieger Vincent Riff im Endspiel ein kleines Bäuerchen auf das falsche Feld („Merde“) und verlor knapp. Doch die Atmosphäre und die freundliche Aufnahme im Allgemeinen ließen die Niederlage als unwichtig erscheinen.

Das Cafe East Bunker
Schicker als die Zappbar 😉

Zum Abschluss habe ich noch vier Partien gegen einen Luxemburger Blitz-Champion gespielt. Er war doppelt so schnell wie Berthold, halb so alt wie ich und nachdem ich ihn direkt zu Beginn zwei Mal geschlagen hatte, fing er an, sich zu konzentrieren und ich sah kein Land mehr.

Drei erlebnisreiche Schach-Tage in Paris, ich hatte eine fantastische Zeit.