Spielen Radfahrer besser Schach?

Mit 4:2 Punkten im oberen Mittelfeld gelegen war klar, dass wir am 4. Spieltag in Offenbach voll Punkten müssen, um weiterhin Chancen zu haben, oben mitzuspielen.

Nach etwas verspäteter Anreise von Heiko und Karsten (die beiden sind wetterfest und trotz Regen mit dem Fahrrad gefahren) ging es dann von Anfang an richtig rund. Stefan war bei seinem ersten Einsatz noch etwas eingerostet und „opferte“ sehr früh eine Figur. Bergit brachte in einer bekannten Theoriestellung des Sizilianers eine zweifelhafte Neuerung und verwaltete bereits nach 10 Zügen eine positionelle Ruine. Hmmm, das hatten wir uns anders vorgestellt.

Auch nach 2 bis 3 Stunden Spielzeit sah es nicht viel besser aus. Stefan war schon auf der Heimreise, Bergits Stellung sah immer noch schwierig aus und bei Omar war auch ein Bauer abhanden gekommen. Etwa an dieser Stelle bot Georgios Gegner in ausgeglichener Stellung Remis an, was Georgios wegen des schlechten Mannschaftsstands mutig ablehnte.

Doch ab jetzt ging es bergauf. Bergits Stellung wurde immer besser (genauer gesagt: weniger schlecht) und bei Jürgen sah es in einem wilden Handgemenge immer mehr nach einem Sieg aus. Und auch Dirk am 8. Brett stand nach dem gegnerischen Manöver (oder Zeitverlust) Tf3 nach Th3, Th3 nach f3, Tf3 nach Th3, Th3 nach f3 völlig auf Gewinn. Und so stand der Kampf nach den beiden Siegen und einem Remis von Bergit mit 2,5 zu 2,5 wieder ausgeglichen. Schade nur, dass Georgios für seinen Kampfgeist nicht belohnt wurde und verlor. 2,5 : 3,5.

Wer entscheidet also den Kampf? Die beiden Radfahrer! Karsten hatte in einer Benoni-Stellung nach einigen beiderseitigen Ungenauigkeiten ein Endspiel mit weit vorgerücktem Freibauern und Königsangriff erhalten, das er souverän gewann. 3,5 : 3,5.

Bleibt Heiko. In einer völlig undurchsichtigen Partie hatte sein Gegner früh eine Qualität geopfert und dafür erst einen und dann zwei Bauern als Kompensation erhalten. Heiko konnte dann in ein Endspiel mit einem Freibauernrennen (schwarze Bauern auf g und h, weiße Bauern auf a und c) abwickeln. Bergit konnte sich das Ganze dann gar nicht mehr ansehen, als Heiko seine Uhr auf ca. 2 Minuten ablaufen ließ. Durch ein (vorausberechnetes, oder Heiko?) Scheinopfer des Turms konnte er schließlich einen der gegnerischen Bauern erobern und sein Gegner gab die hoffnungslos gewordene Stellung auf. 4,5 : 3,5. Die kritische Stellung könnt Ihr im Beitragsbild sehen (1. …gxh3 2. Tg8+ nebst Rückeroberung des Turms auf g1).

Alles in allem knapper als gedacht, aber am Ende steht der Sieg. Und die Erkenntnis, dass einige von uns zum nächsten Mannschaftskampf vielleicht besser mit dem Fahrrad anreisen sollten.